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28.12.2004

 

Mediation B 10 (DIE RHEINPFALZ): Wie man eine gute Idee zu Grabe tragen kann

Mediation von Meissner als Akzeptanzgewinnungsverfahren missverstanden
Bürgermeister und Bürgerinitiativen nehmen Verantwortung für ihre Bürger wahr



Das haben die ehrenamtlich arbeitenden Ausbaugegner nun wirklich nicht verdient, dass man jetzt nach dem unbefriedigenden Ende des Mediationsverfahrens ihnen noch hinterher schimpft, ohne sie noch einmal zu Wort kommen zu lassen. Die Chance, im Interesse der Westpfalz das Verkehrsproblem zwischen Landau und Pirmasens ohne Zeitverlust gelöst zu bekommen, ist damit vorerst vertan. Was nun droht, ist wohl ein Jahrzehnte sich hinziehendes Stop-and-go durch rechtliche Auseinandersetzungen und andere Unwägbarkeiten auf der Trasse.

Dies ist in erster Linie Professor Meissner zu verdanken, der  -  das wurde immer deutlicher  -  das Prinzip Mediationsverfahren für sich und wohl auch im Sinne seiner Auftraggeber in Mainz zu einem Akzeptanzgewinnungsverfahren für eine von Anfang an feststehende Absicht umgedeutet hat. Dass er das Verfahren in die Sackgasse führen musste, hat vor allem zwei Gründe:

- Von Anfang an ließ er konsequent im Dunkeln, ob es grundsätzlich um das "Ob" oder lediglich um das "Wie" einer vierspurigen Transitstrecke gehen soll. Nur mit großer Hartnäckigkeit war er von seiner Absicht wegzubringen, Problem mindernde Maßnahmen lediglich für den Fall des vierspurigen Ausbaus behandeln zu lassen; ein Szenario, bei durchgängiger Dreispurigkeit die Westpfälzer Probleme zu minimieren, erzeugte bei ihm erkennbaren Widerwillen und damit verbundenes Hinhalten. Kein Wunder, dass so die dem Verfahren und dem Thema angemessene Ergebnisoffenheit kaum entstehen konnte.

- Die Landesregierung betreibt ein unaufrichtiges Doppelspiel, indem sie der strukturbenachteiligten Westpfalz Wohltaten durch Vierspurigkeit suggerierte, insgeheim aber immer eine transeuropäische Verkehrsachse im Auge hatte. Dass sämtliche Experten im Verfahren diese vorgegaukelten Vorteile verneinten, gleichzeitig aber vor ökonomischen Einbrüchen für Weinbau und Tourismus entlang des Queichtales warnten, bedeutete ihr offenbar nichts.

Wenn der RHEINPFALZ-Bericht zutrifft, dann hat Prof. Meissner von der Kompromissbereitschaft der beiden Gruppen ein völlig falsches Bild gezeichnet:

Die Ausbaugegner haben dem Forum ein ganzes Bündel von Vorschlägen zur Modernisierung und Verflüssigung des Verkehrs auf der Basis einer durchgängig dreispurig ausgebauten B 10 angeboten. Hierzu zählen unter vielem anderem:

Das Akzeptieren von höhengleichen Zugängen bei einer ganzen Reihe von Unfallschwerpunkten, die Installierung eines schnell und wesentlich kostengünstiger zu habenden intelligenten Verkehrsleitsystems, eine Modernisierung des Schienenweges, wie vom Schienenverkehrszweckverband im Verfahren dargestellt, dies in Verbindung mit der Einführung eines umsteigefreien Regionalexpress zwischen Saarbrücken und Karlsruhe, die Errichtung eines Güterverkehrszentrums bei Pirmasens-Nord sowie der durchgängig sechsspurige Ausbau der A 6.

Demgegenüber hatte die andere Seite nichts weiter zu bieten als vage Aussichten auf einen über die rechtlichen Vorschriften hinausgehenden Lärmschutz, der  -  wenn überhaupt  -  aber nur in Verbindung mit dem vierspurigen Ausbau möglich sei. Wen wundert´s, dass hier beim einen oder andern der Eindruck eines Erpressungsversuchs entstehen konnte.

Von Herrn Meissner kam leider nichts, was geholfen hätte, in diese Konfrontationssituation Bewegung zu bringen.

Bürgermeister und Bürgerinitiativen müssen in Schutz genommen werden gegen den Vorwurf des Gruppenegoismus. Sie konnten gar nicht anders, als in Verantwortung für die von ihnen vertretenen Bürger zu handeln.

Überhaupt nichts ist "abgebröckelt", es sind auch keine "Felle davongeschwommen". Vor diesem Hintergrund klingt es einfach abenteuerlich, wenn Minister Bauckhage noch letzte Woche gemeint haben soll, er habe die Ausbaugegner endlich "ruhig gestellt". Die Rechnung, man brauche sich nicht zu bewegen, die andere Seite werde schon  -  nach den üblichen Spaltungsversuchen  -   irgendwann resignieren, ging für Meissner und seine Auftraggeber in der Landesregierung nicht auf.

Mit seiner Kritik an den Ausbaugegnern straft der an sich auf absolute Neutralität festgelegte Mediator Meissner seine Worte vom Vortag Lüge, wonach das Verfahren alleine dadurch schon positiv war, dass man sich gegenseitig zu respektieren gelernt habe und der Informationsstand auf beiden Seiten sich verbessert habe.

Quelle: Ulrich Mohr (Im Auftrag der Umweltverbände und der Bürgerinitiativen)
 


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